Volkskrankheit Hämorrhoiden: So hilft die richtige Ernährung

Tipps vom Experten

Hämorrhoiden
Schätzungen zufolge hat fast die Hälfte der Bevölkerung über 30 Jahren mit Hämorrhoiden zu kämpfen. (Bild: Getty Images)

Es beginnt oft mit Juckreiz im Analbereich. Häufig folgt ein Brennen, es kommt zu Nässen, manchmal auch stechenden Schmerzen oder sogar Blutungen. Die Rede ist von Hämorrhoiden. Hämorrhoiden sind eigentlich natürliche, gut durchblutete Gewebepolster am Ende des Darms. (Das Wort Hämorrhoiden stammt aus dem Griechischen und bedeutet "fließendes Blut" (haima = Blut, rhein = fließen). Beschwerden verursachen sie erst, wenn sie anschwellen und dauerhaft vergrößert sind. Proktolog*innen sprechen dann vom Hämorrhoidalleiden. In der Umgangssprache sagt man "ich habe Hämorrhoiden". Eine beträchtliche Anzahl von Erwachsenen über 30 Jahren hat mit dieser Vergrößerung zu kämpfen –etwa die Hälfte der Bevölkerung.

Wenn die schmerzhaften Symptome einsetzen, kann eine Ernährungsumstellung laut Expert*innen sinnvoll sein und schnelle Linderung verschaffen. Die richtige Ernährung hilft aber auch dabei, vergrößerte Hämorrhoiden erst gar nicht entstehen zu lassen. Wir haben mit Dr. Filimon Antonakis, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Schön Klinik Rendsburg, über die Ursachen von Hämorrhoiden gesprochen und erfahren, welche Lebensmittel bei Hämorrhoidalleiden empfehlenswert sind und welche man besser meiden sollte.

Yahoo Life: Wie hängt die Ernährung mit der Entstehung vergrößerter Hämorrhoiden zusammen?

Hämorrhoiden sind geschwollene Blutgefäße im Analbereich, die oft durch Druck und Anstrengung während des Stuhlgangs verursacht werden. Obwohl Ernährung nicht direkt die Ursache von Hämorrhoiden ist, kann sie den Zustand beeinflussen und das Risiko für ihr Auftreten erhöhen. Alles, was zu einer Verstopfung und damit zu einem übermäßigen Druck führt, kann Hämorrhoiden verschlimmern oder ihr Auftreten begünstigen.

Yahoo Life: Die Ernährung ist also nicht der einzige Einflussfaktor?

Der Einfluss der Ernährung auf Hämorrhoiden ist zwar vorhanden, aber es ist wichtig zu betonen, dass Hämorrhoiden in der Regel durch eine Kombination verschiedener Faktoren verursacht werden, nicht nur durch Ernährung. Eine ungesunde Ernährung kann jedoch das Risiko für Hämorrhoiden erhöhen und deren Symptome verschlimmern.

Andere Faktoren sind etwa:

  1. Vererbung: Eine genetische Veranlagung kann dazu führen, dass Menschen anfälliger für Hämorrhoiden sind.

  2. Chronische Verstopfung oder Durchfall: Der häufige oder erschwerte Toilettengang kann Hämorrhoiden verursachen oder verschlimmern.

  3. Langes Sitzen und Pressen auf der Toilette: Das lange Verweilen auf der Toilette, oft weil betroffene Personen dort etwa lange lesen oder am Smartphone beschäftigt sind, kann den Druck im Analbereich erhöhen und das Risiko für Hämorrhoiden erhöhen.

  4. Schwangerschaft: Der Druck der wachsenden Gebärmutter und der erschwerte Stuhlgang während der Schwangerschaft kann zu Hämorrhoiden führen.

  5. Bewegungsmangel: Ein inaktiver Lebensstil kann die Verdauung verlangsamen und zu Verstopfung führen, was wiederum Hämorrhoiden begünstigen kann.

  6. Übergewicht und Fettleibigkeit: Übergewicht kann den Druck auf das Becken erhöhen, was wiederum Hämorrhoiden verursachen oder verschlimmern kann.

  7. Schwere körperliche Arbeit: Schwere körperliche Arbeit, die häufiges Heben oder Tragen beinhaltet, kann den Druck im Bauchraum erhöhen und zu Hämorrhoiden beitragen.

Burger mit Pommes
Fast Food wie Burger mit Pommes sind zwar lecker, machen aber den Darm träge und fördern Verstopfung. (Bild: Getty Images)

Yahoo Life: Welche Lebensmittel sollten Personen mit Hämorrhoidalleiden meiden?

Grundsätzlich sollte man auf Lebensmittel und Speisen verzichten, die Verstopfung fördern oder die Symptome verschlimmern können. Das wären beispielsweise:

  1. Verarbeitete Lebensmittel und Fast Food: Diese enthalten oft wenig Ballaststoffe und können zu Verstopfung führen.

  2. Fettige und frittierte Lebensmittel: Sie können die Verdauung verlangsamen, zu Fettleibigkeit führen und die Symptome von Hämorrhoiden verschlimmern.

  3. Würzige und besonders scharfe Speisen: Stark gewürzte Speisen können den Magen-Darm-Trakt reizen und Beschwerden wie Brennen im Analbereich verstärken.

  4. Alkoholische und koffeinhaltige Getränke: Beide Substanzen wirken entwässernd und können zu Verstopfung führen.

  5. "Weiße" Produkte: Weißes Brot, weißer Reis und andere raffinierte Kohlenhydrate enthalten weniger Ballaststoffe als Vollkornprodukte und können die Verdauung verlangsamen.

Yahoo Life: Welche Lebensmittel sollten stattdessen auf dem Speiseplan stehen?

Prinzipiell alles, was die Verdauung fördert, Verstopfung verhindert und die allgemeine Gesundheit des Magen-Darm-Trakts unterstützt:

  1. Ballaststoffreiche Lebensmittel: Vollkornprodukte, Haferflocken, brauner Reis, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse sind reich an Ballaststoffen und regulieren die Stuhlkonsistenz.

  2. Wasser: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um die Stuhlkonsistenz zu verbessern und Verstopfung zu verhindern. Betroffene sollten mindestens 2 Liter Wasser pro Tag zu trinken.

  3. Gesunde Fette: Avocados, Nüsse, Samen und fetter Fisch wie Lachs oder Makrele können Entzündungen im Körper reduzieren und die Gesundheit des Magen-Darm-Trakts unterstützen.

  4. Probiotika: Wie in Joghurt, Kefir, Sauerkraut und fermentiertem Gemüse unterstützen das Gleichgewicht der Darmflora und verbessern die Verdauungsfunktion.

  5. Lebensmittel mit Antioxidantien: Beeren, dunkles Blattgemüse, Tomaten und Hülsenfrüchte wirken sich positiv auf Entzündungen im Körper aus und stärken eine gesunde Verdauungsfunktion

  6. Lebensmittel mit viel Flüssigkeit: Bei Wassermelonen, Gurken, Orangen und anderen wasserreichen Lebensmittel sollte man immer zugreifen. Sie sorgen für einen ausgewogenen Flüssigkeitshaushalt im Körper und verbessern so auch die Stuhlkonsistenz.

Essen auf Tisch
Gründliches Kauen und langsames Essen können einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen bei schmerzhaften Hämorrhoidalleiden sein. (Bild: Getty Images)

Yahoo Life: Wie wirken sich Essgewohnheiten, wie die Geschwindigkeit oder das mehr oder weniger gründliche Kauen der Nahrung, auf Hämorrhoiden aus?

Das ist ein wichtiger Punkt. Schnelles Essen und unzureichendes Kauen kann beispielsweise dazu führen, dass große Nahrungsmengen unzureichend gekaut werden. Das erschwert die Verdauung erschwert und erhöht das Risiko für Verstopfung. Langsames Essen ermöglicht eine bessere Verdauung und erleichtert den Stuhlgang.

Zu den Mahlzeiten sollte man außerdem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Auch das erleichtert die Verdauung, verbessert die Stuhlkonsistenz und reduziert das Risiko für die Entstehung von Hämorrhoiden. Eine regelmäßige Mahlzeitenstruktur und gemäßigte Portionen sind ebenfalls hilfreich. Unregelmäßiges Essen und große Mahlzeiten haben dagegen oft schmerzhafte Konsequenzen für Betroffene.

Fühlt sich an wie Hämorrhoiden? Das ist jetzt zu tun

Hämorrhoiden gehören zu den häufigsten Erkrankungen des Darms. Man schätzt, dass mehr als jeder zweite Deutsche über 30 Jahre im Laufe seines Lebens Probleme mit Hämorrhoiden bekommen wird. Prinzipiell sind sie gut behandelbar, vor allem in frühen Stadien. Es reichen oft schon Lebensstilveränderungen, um die gesundheitlichen Probleme wieder loszuwerden.

Leider schämen sich viele Betroffene, zum Arzt zu gehen und lassen sich erst behandeln, wenn der Leidensdruck enorm hoch ist. Deswegen: Bei Symptomen wie Brennen, Nässen, Jucken oder Blutungen in der Aftergegend schnell eine*n Proktologen*in aufsuchen. Je eher die Behandlung beginnt, desto unkomplizierter wird die Therapie.

Unser Experte:

Dr. Filimon Antonakis ist Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Schön Klinik Rendsburg und Facharzt für Viszeralchirurgie.

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